Wieso ist das Wiener Kaffeehaus den Wienern so wichtig? Wann und wo wurde das erste Wiener Kaffeehaus eröffnet? Ab wann hatten Frauen Zutritt zu den Kaffeehäusern in Wien?
Wien war nicht die erste Stadt mit einem Kaffeehaus, aber heutzutage bieten die Wiener Kaffeehäuser ein großes Angebot an verschiedensten Kaffeespezialitäten. Die Wiener Gemütlichkeit lernt man erst in den Kaffeehäusern bei einer Melange und Sachertorte kennen.
Die ersten Kaffeehäuser gab es in Mekka bereits im 12. Jh, gefolgt von Venedig. In Wien war es erst 1683 soweit und dies hat mit der zweiten Türkenbelagerung zu tun. Franz Kolschitzky hat sich als Spion durch die feindlichen Lager geschlichen um Karl von Lothringen eine wichtige Botschaft zu übermitteln.
Zum Dank für seine Heldentat erhielt er die Kriegsbeute der Türken. Darunter befanden sich auch Säcke mit mysteriösen dunklen Bohnen. Die Wiener dachten zunächst es wäre Kamelfutter. Als man die Bohnen zu rösten begann, entstand das erste Wiener Kaffeehaus. So lautet die Legende, die sich jahrhundertelang gehalten hat.
In Wirklichkeit wurde das erste Wiener Kaffeehaus am 17. Januar 1685 vom Armenier Johannes Deodat (Diodato) in seinem Haus am Haarmarkt, der heutigen Rotenturmstraße 14, eröffnet. Das Kramersche Kaffeehaus am Graben war um 1720 das erste, welches Zeitungen auflegte und die Leute zum Lesen hinlockte.
Gegen Ende des 18. Jh. folgte das erste Wiener Konzertcafé, welches von den Wienern begeistert aufgenommen wurde. Nun konnte man die Live-Musik von Mozart, Beethoven und später Strauß & Co zum Kaffee genießen. Die Kaffeehäuser waren voll und die Komponisten wurden berühmt.
In der Zeit des Vormärz und Biedermeier wurde das Wiener Kaffeehaus in ganz Europa zum Vorbild. Städte wie Prag, Venedig und Triest ahmten das Wiener Kaffeehaus nach. 1856 wurde Frauen der Zugang zum Wiener Kaffeehaus gestattet. Davor war es nur die Sitzkassierin, die man im Kaffeehaus antreffen konnte. Man wollte die Frau vor dem verruchten Ambiente samt Spielerei, Alkohol und Zigarettenrauch schützen.
Der typische Thonet Kaffeehaussessel Nr. 24 wurde um 1850 erzeugt und stand neben dem kleinen Marmortischchen. Bis heute bevorzugen traditionelle Wiener Kaffeehäuser diese Einrichtung.
Die Kaffeehausliteratur entstand im Cafe Griensteidl um 1900. Literaten wie Hugo von Hoffmansthal, Karl Kraus oder Arthur Schnitzler sind nur einige der großen Namen, die diese Entwicklung begründeten. Das „erweiterte Wohnzimmer“ wurde stark genutzt. Entlang der Ringstraße befanden sich an die 30 Kaffeehäuser. Die Wiener Gesellschaft flanierte und promenierte am Ring und in den Cafés.
Das Wort Kaffee stammt übrigens aus dem Arabischen und bezieht sich auf die Landschaft Kaffa in
Äthiopien, wo der Kaffeebaum schon seit frühester Zeit wuchs.
Eine Besonderheit ist auch, dass die Wiener Kaffeehauskultur 2011 zum immateriellen Kulturerbe von der UNESCO ernannt wurde. Denken Sie also beim nächsten Kaffeehausbesuch daran, dass es sich um einen Akt der Kultur handelt, wenn Sie Ihren Kaffee in aller Ruhe genießen
Time Travel Tipp: Beim Besuch in einem Wiener Kaffeehaus werden sie üblicherweise mindestens zehn bis zwanzig verschiedene Kaffeespezialitäten finden auf der Karte finden. Insgesamt gibt es ca. vierzig verschiedene Kaffeesorten in Wien. Am häufigsten wird die Wiener Melange getrunken, vergleichbar mit einem Capuccino, allerdings mit mehr Milch.
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