Seit wann gibt es den Wiener Naschmarkt und wo befindet er sich? Wie hieß er früher? Was bedeute der Naschmarkt heutzutage?
Essen und Trinken aus aller Welt bietet der Wiener Naschmarkt, der größte innerstädtische Markt Wiens, gleich beim Karlsplatz. Eine Seite zieren Lebensmittelläden mit multikulturellem Angebot, die andere Seite ist zum Essen und Trinken vor Ort. Besonders im Sommer ist es beliebt hier seine Mittagspause zu verbringen oder abends auf einen Drink vorbeizukommen. Die Lokale haben meist bis Mitternacht geöffnet. Egal, ob Sie Lust auf typisch österreichische Spezialitäten, asiatisch, türkisch oder Israeli-Food haben, bei 120 Markständen findet jeder etwas.
Der seit 1774 bestehende Naschmarkt ist mit rund 2,3 Hektar der größte innerstädtische Detailmarkt Wiens. Sein Vorläufer war, ein auf der Freyung in der Stadt eingerichteter Obst- und Gemüsemarkt. Dieser wurde wegen anhaltender Auseinandersetzungen zwischen dem Magistrat und dem Schottenkloster 1780 vor das fürstlich Starhembergische Freyhaus, den heutigen Bereich Wiedner Hauptstraße – Resselgasse – Operngasse, verlegt.
Dieser ehemalige Kärntnertormarkt war in der Bevölkerung vorerst als „Aschenmarkt“ bekannt. Es hatte sich an der Stelle einer früheren städtischen Aschen- und Mistablagerungsstätte ein kleiner Milchmarkt etabliert. „Asch“ war auch eine gängige Bezeichnung für den aus Eschenholz gefertigten üblichen Milcheimer. Daraus entwickelte sich der spätere Name Naschmarkt.
Bereits Anfang des 19. Jh. waren hier aber auch Leckereien erhältlich, denen der Hauch ferner Länder anhaftete, wie exotische Süßigkeiten, Datteln und in Zucker eingelegte Orangenschalen.
In früheren Zeiten gab es bei den Verkaufsständen mehr Männer als Frauen. Aber später übernahmen das Kommando am Naschmarkt die „Fratschlerinnen“, die „Höcklerinnen“ oder die
„Bolettenweiber“, die für ihr loses Mundwerk und für den variablen Gebrauch von Schimpfwörtern berühmt wurden. Sie trugen allseits bekannte Spitznamen wie „Maschansker-Kadel“, „Krawall- Minerl“, „Wäscher-Tonerl“, „Fischkopf-Reserl“ etc.
Ein Synonym für den Naschmarkt aber wurde die „Sopherl“. Der Wiener Feuilletonist Vinzenz Chiavacci hatte ab 1883 jeden Sonntag in seiner Kolumne in der „Österreichischen Volkszeitung“ über die „Sopherl vom Naschmarkt“ geschrieben. Einem elementaren Gegenstück zum „süßen Wiener Mädel“: resch, raunzig und rotznasig. Dass es sie wirklich gegeben hat, ist zwar wahrscheinlich, aber nicht belegt.
Immer ein Streitthema blieben die Abgaben, die die sogenannten „Spinatwachter“ von dem lauten und wehrhaften Weiberregiment einzuheben hatten. Der Name blieb ein abschätziger Ausdruck für die Exekutive in Wien, die bis 2005 grüne Uniformen trug. Am 30. März 1905 beschloss der Stadtrat die offizielle Bezeichnung „Naschmarkt“ für den Marktplatz zwischen Freihaus und Wienfluss.
Nach erfolgter Wienflussregulierung und -überbauung plante Otto Wagner über dem Wienfluss einen Prachtboulevard für den Kaiser von der Hofburg bis nach Schönbrunn. Allerdings fielen diese Pläne
dem Beginn des 1. Weltkriegs und dem Tod Otto Wagners zum Opfer. So begann sich der Markt von der ursprünglichen Fläche, auf den eingedeckten Bereich über dem Wien-Fluss auszudehnen, von
13.500 m² auf 36.000m².
Der Architekt Friedrich Jäckel erhielt den Auftrag für die Errichtung von 57 Verkaufshallen aus Holz mit Eisenverspreizungen. Er entwarf sie in Anlehnung an den Biedermeierstil. Heute stehen sie unter Denkmalschutz. Der Markt war für 50.000 Personen belastbar. Bei seiner Eröffnung 1916 boten 600 Händler ihre Waren feil.
Für den täglichen Einkauf ist der Naschmarkt mittlerweile etwas hochpreisig geworden, beliebt ist er aber auf jeden Fall, vor allem zum Gustieren und Probieren.
Time Travel Tipp: Samstags frühstücken ist hier sehr beliebt und da findet auch der wöchentliche
Flohmarkt statt. Achtung: Sonntags ist der Markt geschlossen!
Mehr Infos: Naschmarkt – Öffnungszeiten Montag bis Samstag, Adresse, Angebot (wien.gv.at)
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