Weinseliges Vergnügen in Grinzing

Time Travel Vienna - Die Geschichte von Wien hautnah

„Es wird ein Wein sein und wir werden nimma sein“. Dieses und andere typische Wiener Heurigenlieder hören Sie beim gemütlichen Zusammensitzen beim Heurigen. Seit wann gibt es aber Weinanbau in Wien? Und was ist mit Heurigen gemeint?

Wien und Wein – da besteht eine enge Verbindung seit der Römerzeit. Die Geschichte des Wiener Weins und des Heurigen beginnt mit den Kelten. Diese bauten in Mitteleuropa Wein an und brachten diesen nach Wien. Die Römer veredelten in, obwohl er eher mindere Qualität hatte. Er wurde von römischen Weinbauern angebaut und an die Soldaten ausgeschenkt. Jeder hatte ein Anrecht auf seine tägliche Weinration. Kaiser Probus förderte den Weinbau, ließ römische Traubensorten heranschaffen und Weingärten anlegen. Nachdem die Römer im 5.Jh. das Militärlager Vindobona aufgegeben hatten, kamen im Zuge der Völkerwanderung andere Völker wie die Hunnen, Goten, Awaren nach Wien.

Um 900 begann man in Wien den Wein auszuschenken und der Heurige war geboren. Wien gewann immer mehr an Bedeutung, die Kreuzritter machten hier Rast und zahlreiche Weinschenken entstanden. Der Weinausschank wurde durch einen Buschen gekennzeichnet, der aus einem zusammengebunden Bündel aus Föhren- oder Tannenzweigen bestand. Der Weinanbau wurde vor allem von den Klöstern betrieben und der Wein in die Innenstadt geliefert, wo sich viele unterirdische, mehrstöckige Weinkeller befanden.

Eigenartigerweise waren die Hauseigentümer nicht immer Eigentümer der darunterliegenden Keller. Der Weinausschank führte zu einem Untergrundgeschäft, begleitet von Prostitution und geriet ziemlich in Verruf. Die Weinmeisterei wurde aufgehoben, das „älteste Gewerbe“ allerdings nicht. Heute gibt es keine ursprünglichen Weinschenken mehr in der Stadt.

Die Wiener Weinproduktion erreichte enorme Ausmaße. Um 1400 wurden rund 100.000 Hektoliter jährlich exportiert, aber ein großer Teil wurde auch selbst konsumiert. Für eine Mahlzeit rechnete man damals 3 Liter Wein. Als die Ernte Mitte des 15. Jh. so einen schlechten Wein hervorbrachte, wollten die Wiener das saure Gesöff auf die Straße schütten. Doch Kaiser Friedrich III ordnete an, es als Bindemittel für den Mörtel beim Bau des Stephansdoms zu verwenden. Statt auf die Straße wurde es nun in das Fundament des Nordturms geschüttet und dieser Turm steht noch immer.

Ende des 15. Jh. ist vermerkt, dass viele starben, weil sie sich mit Wein zu Tode gesoffen hatten. Parallel zu den Weinlokalen in der Stadt, entstanden die Heurigen außerhalb Wiens, in den Vororten vor der Stadtmauer, genannt Lucken. Durch die beiden Türkenbelagerungen 1529 und 1683 erlebte der Weinanbau einen Rückschlag, erholte sich aber später wieder und generierte zahlreiche Steuern im Laufe der Zeit. Wiens Steuern auf den Wein galten als die höchsten der damaligen Zeit. Die Wiener strömten lieber aus der Stadt raus, weil dort die Preise und Steuern (Verzehrsteuer) für Wein niedriger waren. Der Linienwall (heutiger Gürtel, neben dem Ring eine wichtige Verkehrsader) bildete damals die Grenze. Die eingehobene Getränkesteuer hieß Ungeld.

Ab dem 18. Jh. verschwanden viele Weinflächen, da die Wirtschaft florierte und die Bevölkerung ständig zunahm. Parallel stieg auch der Weinkonsum. Die josefinische Zirkularverordnung 1784 von Kaiser Josef II ist die bis heute gültige Grundlage für den Weinverkauf beim Heurigen. Jeder durfte selbst erzeugte Lebensmittel, Wein und Obstmost zu allen Zeiten des Jahres, wie, wann und zu welchem Preis er will, verkaufen oder ausschenken.

In Wien existierten im 19. Jh. rund 1.300 Gasthöfe und Weinschenken. Viele Schenken und Weinkeller hatten einen üblen Ruf, im Gegensatz zu den Weinkellern der Klöster. Dort stimmte die

 

Qualität der ausgeschenkten Weine. Die Heurigen und Weinkeller unterlagen strengen Auflagen seitens des Magistrats. Es durfte in der Zeit von 9h morgens bis 9h abends (im Sommer bis 10h) nur Wein einer Farbe (rot oder weiß) ausgeschenkt werden, zu essen gab es Brot, Käse und Rettich; Separees, Spiele und Beherbergung waren verboten. Außerdem wurde ein Höchstpreis für den Wein festgelegt. Das Wort „Heuriger“ bezeichnet sowohl das Lokal, als auch den Wein vom aktuellen Jahrgang, der traditionell bis zum 11. November (Martini) so genannt werden durfte.

Sie erkennen diese rustikalen Lokale (Heurigen) am beleuchteten „Föhrenbuschen“ und dem Wort

„Ausg‘steckt“. Hier werden Sie die Wiener Gemütlichkeit bei gutem Wein, traditionellem Essen und typischer Musik kennenlernen. Grinzing präsentiert sich als Weinbauort mit langer Tradition und bietet eine große Auswahl an Heurigen.

Wien ist übrigens die einzige Stadt weltweit, die innerhalb der Stadtgrenzen einen durchaus beachtlichen Weinbau betreibt. Es handelt sich um 700 ha Weingärten in Wien, wo hauptsächlich Weißwein (80%) angebaut wird. Der kleinste Weingarten Wiens befindet sich im Zentrum am Schwarzenbergplatz vor dem Cervantes Institut im Palais Wiener Welten. Beliebt sind die Weinsorten

„Grüner Veltliner“ oder „Wiener Gemischter Satz“.

Time Travel Tipp: Mit den Öffis (öffentliche Verkehrsmittel der Wiener Linien) kommen sie rasch auf den Kahlenberg. Einfach die U4 bis zur Endstation Heiligenstadt nehmen und dann in den 38A umsteigen und bis zur Endstation Kahlenberg fahren. Beim Hinunterfahren steigen Sie in Grinzing neben der Kirche aus und hier reiht sich ein Heuriger an den anderen. Wie wäre mal mit einem Bio- Heurigen? Zum Berger ist eine gute Wahl! Bio-Weinbau & Heurigenschank „Zum Berger“ | Wiener Wein

Mehr Infos. Kahlenberg – Wikipedia, www.wienerwein.at/grinzing

 

 

 

 

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