Eine Grünfläche nahe dem ehemaligen „Löweltores“ erhilt den Namen „Paradeisgartl“, weil sich dort an Feiertagen bei schönem Wetter Familien und viele Pärchen einfanden. Ab und zu verschlug es auch finstere Gesellen in dieses Areal. In diesem Fall geht es um die Geschichte über Rudolf Gruber, einen Beamten, der sich wegen Erniedrigungen im Polizeidienst und einer unglücklichen Liebe das Leben nehmen wollte.

Glücklicherweise kam es anders: Rudolf Gruber sollte bei der Wiener Polizei noch Karriere machen. Der Staatsdiener setzte sich also in das Kaffeehaus im „Paradeisgartl“. Dann sah er einen älteren Mann, den er kannte. Er hatte den Mann wegen eines Diebstahles verhaftet. Dem Herrn war die Situation nicht geheuer. Er zahlte und verließ das Lokal. Davor warf er etwas unter den Tisch.  Das war sein größter Fehler.

Der Kriminalbeamte beugte sich unter den Tisch und nahm einen sogenannten Sperrbeutel an sich. Dann folgte er dem Verdächtigen, verlor ihn aber aus den Augen. Auf die Kärntnerstraße, bei der Hausnummer 1072 sah er eine große Menschenmenge. Die Magd Anna Watzek, die bei der Wohnungseigentümerin Theresia Gradl arbeitete, wurde am Kopf tödlich verletzt und beraubt.

Auf eine Vorahnung folgt die Verhaftung

Der Mann im Kaffeehaus am Paradeisgartl ging Rudolf Gruber nicht aus dem Kopf, er dachte fortwährend an ihn. Der Verdächtige hieß Josef König und wohnte mit seiner Frau in der Landstraße. Der Polizist machte sich auf den Weg zu der Adresse, an der er den Gesuchten nicht vorfand. Das Ehepaar war nach Breitenfeld verzogen. Kommissar Gruber ging zur neuen Adresse, an der er den Rechtsbrecher vorfand. Der Verdächtige musste dem Kriminalbeamten mit auf das Kommissariat folgen.

Er kam auch für den Raubmord an der Altwarenhändlerin Johanna Andreska in Breitenfeld in Frage. Der sichergestellte Sperrbeutel wurde ihr zugeordnet. Kommissar Gruber nahm Josef König ins Kreuzverhör. Schließlich gestand er die Altwarenhändlerin Johanna Andreska und die Dienstmagd Anna Watzek ermordet zu haben. Der aus Neuharzdorf in Böhmen stammende Mann wurde zum Tod durch den Strang verurteilt.

Time Travel Tipp: Die Grünanlage „Paradeisgartl“ befand sich bis 1872 im Bereich des heutigen Burgtheaters und nahm die Fläche des Volksgartens ein.

Redaktion: Michael Ellenbogen

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